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Presse

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OVZ vom 28. Mai 2016

Auffrischungskurs in Sachen Liebe

Roswita Harms und Gerd Albert Langer spürten der Erotik in Märchen und Literatur nach

VON KATJA POHL

HÜLSENBUSCH. Die Liebe hat viele Facetten. Ein verliebter Mensch macht die erstaunlichsten Dinge, bringt gerne große Opfer und freut sich über das kleinste Lächeln des Angebeteten.

Was alles so aus Liebe auf der Welt passiert — auch in vergangenen Zeiten — wissen die Geschichtenerzähler Roswita Harms und Gerd Albert Langer alias Albertus Fabulator sehr genau. Ihr Geschichtenabend zum Thema »Liebe und Erotik in Märchen und Literatur“ in der Hülsenbuscher Gaststätte Jäger machte den vielen Gästen sichtlich Vergnügen.

Gerd Langer ist selber Hülsenbuscher, hat Anteile an der Genossenschaftskneipe Jäger und fand es naheliegend, mal einen Erzählabend zu veranstalten: als Auffrischungskurs in Sachen Liebe. Dass das Publikum bunt gemischt war, freute ihn besonders. Normalerweise gehören zu meinen eifrigsten Zuhörern alte Damen“, erklärte er lächelnd.

Langer erzählt seit 2004 Märchen, wenig später machte er sich gemeinsam mit Roswita Harms auf den Weg in die übrige Literatur, gestaltet seitdem mit der Neunkirchenerin Themenabende. Ihre Liebesgeschichten spielen auch in exotischen Gefilden bis hin nach China, reichen von Rapunzel bis zu Ephraim Kishon. Frei erzählen, dabei aber doch sprachlich nah an der literarischen Vorlage zu bleiben, ist den beiden Erzählern wichtig.

Und so wirkte das Märchen Rapunzel, vorgetragen von Albertus Fabulator, herrlich altmodisch, während Roswitha Harms mit dem Autor Siegfried Lenz nach Masuren blickte und auch hier den richtigen derb-liebevollen Tonfall fand. Das unbeholfene Brautwerben des Holzfällers um seine Katinka rührte sehr.

Allzu schnell war die Reise durch die Liebesgeschichten vorbei. Doch Gerd Langer könnte sich durchaus einen weiteren Geschichtenabend zu einem anderen Thema in der Gaststätte Jäger vorstellen. Dem Beifall nach zu urteilen, wäre auch das Publikum nicht abgeneigt.

 

Oberberg - 17.10.2012

Märchenerzähler

Dornröschen unzensiert

 

Von Arnd Gaudich

Die Kurzgeschichte vom goldenen Schlüssel gehört zu Gerd Albert Langers Lieblingsmärchen. Langer wandelt auf den Spuren der berühmten Märchensammler Jacob und Wilhelm Grimm.

Die Kurzgeschichte vom goldenen Schlüssel gehört zu Gerd Albert Langers Lieblingsmärchen, setzten es die Gebrüder Grimm doch stets an den Schluss ihrer Bände. Langer wandelt auf den Spuren der berühmten Märchensammler Jacob und Wilhelm Grimm. 200 Jahre nachdem sie erstmals ihre „Kinder- und Hausmärchen“ herausgaben, zieht auch der Hülsenbuscher mit Märchen durch die Lande – und als „Albertus Fabulator“ Zuhörer in Kindergärten, Schulen und auf Festen in seinen Bann.
Denn was andere Väter nur improvisieren, hat Langer gelernt. Im Jahr 2004 machte er sich auf den Weg zum professionellen Märchenmann. Im Figurentheater-Kolleg in Bochum lernte der heute 52-Jährige an sieben Wochenenden die Techniken des Erzählens: Seine Stimme wurde trainiert, an den Betonungen gefeilt und sein Gefühl für den Takt und kunstvolle Pausen sensibilisiert. Zudem gab’s Lehrstunden in Märchenhistorie. Seitdem belegte Langer weitere Seminare bei der Europäischen Märchengesellschaft. Heute ist er zudem Mitglied des Rheinischen Märchenkreises, eines Zusammenschlusses von Gleichgesinnten.
Wer reinen Herzens ist, wird Hilfe bekommen
Im Hauptberuf betreibt Langer sein eigenes Kinderhaus in Gummersbach-Hülsenbusch, eine private Einrichtung der freien Jugendhilfe. Sechs Kindern und Jugendlichen gibt er ein Zuhause. „Wenn ich ein neues Märchen auswendig gelernt habe, teste ich meine Erzählung zuerst vor meinen Kindern.“ Davon profitiert nicht nur Langer, auch den jungen Zuhörern gefällt’s. „Märchen haben immer eine therapeutische Wirkung, helfen sie doch Kindern, Angst zu überwinden“, erklärt er – und zitiert den englischen Autor Gilbert Keith Chesterton: „Märchen sind mehr als wahr. Nicht, weil sie uns sagen, dass es Drachen gibt. Sondern weil sie uns sagen, dass Drachen besiegt werden können.“ Und: Anders als ein Spielfilm lässt das Märchen Kinder nicht mit Furcht alleine, weil der Erzähler sie durch die Geschichte begleitet.
Langer schätzt die Wahrheit, die im Märchen liegt: „Die Botschaft ist immer: Wer reinen Herzens an eine Sache herangeht, der wird auch die verdiente Hilfe erhalten.“ Da geht es Aschenbrödel und Schneewittchen nicht anders als heutigen Mädchen.
Mehr als 50 Märchen hat Langer bislang auswendig gelernt. Er erzählt sie frei, aber textgetreu. Je nach Länge der Geschichte kann es zwischen ein paar Tagen und vier Wochen dauern, bis er sie perfekt akzentuiert vortragen kann. Seine besondere Leidenschaft gilt den ursprünglichen Fassungen, wie sie die Gebrüder Grimm im Jahr 1812 vorstellten. „Denn die lesen sich bisweilen ganz anders.“ So heißt es, dass Rapunzel „lustig und in Freuden“ mit dem Königssohn lebte, bis ihre Kleider nicht mehr passten. „Diesen Hinweis auf Sex und Schwangerschaft strichen die Grimms später.“ Auch Dornröschen wurde in einer späteren Fassung nur noch „wachgeküsst“ – unschuldig und jugendfrei.
Fünf Regalmeter hat Langer mit Märchenbüchern gefüllt. Sein eigenes Märchen – das vom Erzähler, der mit dem Drachen kämpft – wurde bislang nicht veröffentlicht. Vielleicht wird es das einmal . . .

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